Sternengucker und Steißlage – die Geschichte zweier Geburten

Heute habe ich den ersten Gastbeitrag in meiner neuen Schwangerschafts- und Geburtsberichten Rubrik für euch. Birgit ist Mama von zwei Kindern und erzählt euch heute von Ihren zwei Geburten – einem Sternengucker und einer Steißlage.

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Meine zwei Geburten: Sternengucker, Steißlage, Wehen-Cocktail

Gott, was war ich blauäugig bei meiner ersten Geburt! Und dann erlebte ich ein blaues Wunder. Dass es zahlreiche Varianten des „blauen Wunders“ gibt, hab ich dann bei der zweiten Geburt gelernt.

Beide Geburten waren Spontan-Geburten, beide Kinder habe ich übertragen, beide stellten mich vor große Herausforderungen – und trotzdem beide Geburten sie so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Wie die Kinder übrigens auch …

 

Erstes Kind: Der Sternengucker

 

Das erste Kind ließ sich Zeit – wir schrieben den Tag 41+1. Und mein Anspruch war ein nobler: No Drugs! So natürlich wie möglich sollte die Geburt sein. Denn: Ich brauch keine Schmerzmittel! Ich doch nicht!

 

Nach einer durchwachten Nacht – sieben Stunden heftigster Wehen (die leichten Wehen nicht mitgerechnet) zeigten ihre Wirkung – schlugen wir im Krankenhaus auf. Jetzt muss es doch flott gehen – ich hatte doch gut „vorgearbeitet“. Oder?

 

Nix da: erstens waren die Wehen auf einen Schlag weg und zweitens machte der Muttermund nicht die geringsten Anstalten, sich zu öffnen. Ich kann von Glück reden, dass sie mich nicht wieder nach Hause geschickt haben. Im Kreißsaal verbrauchte ich dann drei Hebammen, machte zwei Dienstwechsel mit. Und meine Wehen waren – und blieben – zwar heftig, aber höchst ineffizient.
 

 

Als sich meine Nerven dann zu Ende neigten und ich den Hebammen und Ärzten schon beinahe an die Gurgel ging, verpassten sie mir schließlich den Wehentropf. No Drugs war gestern … Das Ergebnis war jedoch nicht das erwünschte: JETZT ging ich dem armen Krankenhauspersonal endgültig an die Gurgel, der Tropf war too much für mich. Auch das beigefügte Schmerzmittel – hab ich irgendwann mal „no drugs“ erwähnt?!? – brachte keine Erleichterung. SCHLAFEN! Ich wollte nur noch schlafen!
 

 

Das geht jetzt nicht, liebe Frau, Sie müssen ihr Kind bekommen! Also musste eine PDA her. Das war nicht ganz so einfach, weil ich blutverdünnt war und pi-pa-po … die Details erspare ich euch an dieser Stelle. Ich war mir sicher: Dieses Kind wird meinen Bauch wohl niemals verlassen. Aber: die letztendlich gesetzte PDA brachte mir zumindest vorübergehende Erholungsmöglichkeit, während der Wehentropf fleißig an meinem Muttermund arbeitete – ich spürte ihn nicht mehr und konnte etwas dösen.
 

 

Nach einer halben Ewigkeit kam das Kind dann doch – und mit ihm ein Aha-Erlebnis: Das Kind ist ein „Sternengucker„. Sprich: er wurde zwar mit dem Kopf voran, aber mit dem Gesicht nach oben geboren. Daher rührte auch die mäßige Muttermundöffnung, weil das Köpfchen nicht gleichmäßig auf den Muttermund drückt. Naja, Hauptsache gesund und ein Junge, wie man so schön sagt.

Zweites Kind: Steißlage

Das zweite Kind ließ sich noch länger Zeit: 41+5. Außerdem befand er sich lange – viel zu lange – im Sitzstreik: BEL – Beckenendlage. Der Arzt im Krankenhaus versprach: „Ich hole das Kind auch verkehrt herum, kein Problem!“ – Eine Aussage, die ich erst im Nachhinein wirklich würdigen konnte, denn: Welches Krankenhaus traut sich das heute noch zu? Aber ich wollte einfach nur eine gaaanz normale Geburt. Nachdem alles Moxen, Leuchten, Akupunktur und Homöopathie für die Katz war, entschloss ich mich für eine äußere Wendung.
 

 

Bei der äußeren Wendung kniet sich ein Arzt förmlich in den schwangeren Bauch und dreht das Kind mit roher Gewalt von außen um. Ganz so schlimm, wie das jetzt klingt, war es aber nicht – und das wichtigste: Es hat funktioniert! Und das Kind hat sich auch bis zur Geburt nicht wieder zurückgedreht.
 

 

Als mir dann bei 41+5 eine Einleitung „angedroht“ wurde – den Wehentropf hab ich wie gesagt nur in mäßig romantischer Erinnerung -, mixte ich mir auf Empfehlung meiner Hebamme abends einen Wehen-Cocktail aus Sekt, Rizinusöl, weißem Mandelmus und Marillensaft. Zwei Stunden danach setzten erste leichte Wehen ein, eine weitere Stunde später waren sie bereits so heftig, dass wir schleunigst ins Krankenhaus rauschten. Dort angekommen, konnte ich kaum noch gehen, der Muttermund hat sich bereits vorbildlich geöffnet. Und dann kam ein blaues Wunder in den Kreißsaal geplatzt:

 

Eine Ärztin baute sich ohne jegliche Vorwarnung neben mir auf und meinte in strengem Ton: „Wir sollten über einen Kaiserschnitt reden.“ Gott sei Dank war ich so geistesgegenwärtig wie hormongeputscht und ich knallte ihr an die Stirn: „Machen Sie mich nicht schwach, gute Frau! Ich hab mir das Kind extra wenden lassen, mein Muttermund geht auf wie ein Scheunentor und Sie wollen mit mir über einen Kaiserschnitt reden?!?“ Darauf machte die Ärztin am Absatz kehrt und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum … (!) Über den Grund dieser Anfrage kann ich bis heute nur spekulieren. Und ja, freilich hab ich da so meine Theorien … Nach etwa 2,5 Stunden in Kreißsaal war das Kind geboren – spontan, richtig rum und ganz normal. Zwischen Hebammen-Cocktail und erstem Schrei vergingen gerade mal sechs Stunden.

 

Und die Moral von der Geschicht‘

 

  • Eine Geburt ist nicht planbar.Eine ganz und gar natürliche Geburt ist zwar ein nobler Anspruch, aber: Reality bites!
  • Hat die Art und Weise der Geburt mit dem Charakter des Kindes zu tun? Ich bin bei dieser Frage zu einer überraschenden Erkenntnis gekommen: Wie die Geburt, so das Kind?
  • Last, but not least: Die wahre Herausforderung beginnt nach der Geburt und wächst von Jahr zu Jahr: das – lebenslange – Abenteuer des Eltern-seins! Und planbar ist da auch nur selten was … Also: Beweglich bleiben und Herausforderungen annehmen!

Die Autorin:

 

Birgit (39), Salzburgerin mit Migrationshintergrund (OÖ!), berufstätige Mutter von zwei Kindern, plaudert seit 2009 in ihrem Mama-Blog aus dem Nähkästchen: Ernstes, Lustiges, Hilfreiches, Erkenntnisreiches, Errungenschaften und spezielle Herausforderungen aus dem Leben mit Kindern.


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