Gastbeitrag: The day little E was born – Geburtsbericht

Zu Beginn meiner Schwangerschaft war ich etwas überfordert mit der Frage, wohin
ich denn zur Entbindung gehen wolle. Und ein Geburtshaus wäre tatsächlich
damals nicht meine erste Wahl gewesen. Was daran lag, dass ich einfach nicht
gut genug informiert war, und eine sehr konventionelle Einstellung zum Thema
Schwangerschaft und Geburt hatte.

Geburtsbericht: Geburt im Geburtshaus

 

Das änderte sich zum Glück sehr schnell. Und so kam es, dass ich mich am 06. Mai 2016 um kurz vor 5 keuchend und an ein Auto gelehnt auf dem Parkplatz des Paderborner Geburtshauses wiederfand, während
hinter uns schon ganz langsam die Sonne aufging.
Geburt
Während der Schwangerschaft hatte ich unzählige Geburtsberichte gelesen. Von Frauen,
die noch gemütlich in die Wanne stiegen, als sie Wehen bekamen, oder schnell
noch eine Pizza essen gingen. Oh, das werde ich auch machen, dachte ich mir.
Pustekuchen. Die Wehen setzten so schnell ein, und kamen direkt alle 5 bis 7
Minuten, sodass mir für so etwas keine Zeit blieb.
Die Fahrt zum Geburtshaus war mir unendlich lang vorgekommen, obwohl die Straßen
leer waren. Was mir in Erinnerung blieb, war ein LKW mit der Aufschrift
„Feldperle“. :D Und die Schlaglöcher auf der Zufahrt zum Geburtshaus, die mir
an dem Tag besonders tief vorkamen.
 
Unsere liebe Hebamme begrüßte uns und führte uns direkt in das von uns ausgewählte
Geburtszimmer. Ich war froh, dass gerade sie Rufbereitschaft hatte, als ich
anrief. Denn bei ihr hatte ich schon viele Vorsorgen gemacht und auch die
geburtsvorbereitende Akupunktur. Ich fühlte mich bei ihr absolut sicher, und
vor allem verstanden und respektiert.
Für den Herzensmann und sie gab es erstmal einen starken Kaffee. Davon sollte noch
reichlich getrunken werden an diesem Morgen. Ich zog mir bequemere Sachen an
und legte mich erstmal hin. Es wurde ein CTG geschrieben. Alles paletti. Ich
machte noch Witze und aß einen Müsliriegel. Schien ja alles easy-peasy zu sein,
dachte ich. Wir schickten sogar noch ein lustiges Foto an Freunde. :D
natürliche Geburt
Plötzlich wurde mir eiskalt und übel. Der Müsliriegel und auch das Abendessen
verabschiedeten sich. Mein einziger Gedanke in dem Moment: „Uuhhh…da geht sie
hin, meine Energiereserve.“ Mit leerem Magen ging es also weiter. Appetit hatte ich aber auch nicht mehr. Ich wollte in die Wanne. Einmal drin merkte ich aber: Näää…das ist so gar nicht
mein Ding. Und tatsächlich dachte ich trotz der mittlerweile sehr starken Wehen
darüber nach, dass mir die Hebamme ja jetzt extra Wasser eingelassen hatte. Da
könne ich doch nicht einfach direkt wieder aussteigen. Das sei doch unhöflich.
Also blieb ich drinnen und krallte mich am Wannenrand fest, während ich die
Wehen veratmete. In welchen Abständen sie mittlerweile kamen, kann ich nicht
sagen. Aber es schien mir noch nicht viel Zeit vergangen zu sein. Lange blieb
ich dann aber doch nicht in der Wanne.
Stehend und mich mit den Händen am Tuch festhaltend fühlte ich mich am wohlsten.
Zumindest so lange, bis mir die Beine versagten. Es ging auf den Knien vor dem
Bett weiter. Der Herzensmann kniete auf der anderen Seite und hielt dagegen.
Jedes Mal, wenn er kurz verschwand, schrie ich sofort nach ihm sobald eine neue
Wehe einsetzte. Ohne ihn ging es nicht. Es tat so gut ihn einfach nur da zu
wissen. Er brachte mir Wasser, kühlte meine Stirn, brachte mich sogar zur
Toilette. Etwas, was ich mir ebenfalls niemals hätte vorstellen können: Vor dem
Mann auf die Toilette gehen. :D
Als die Knie auch nicht mehr wollten, rief ich nach dem Hocker. Den kannte ich vom
Geburtsvorbereitungskurs. Das fühlte sich tatsächlich unheimlich bequem an und
ich war so dankbar für diese Möglichkeit. Zumindest so lange, bis das CTG uns
mitteilte, dass der Minimensch in mir das wohl gar nicht bequem fand. Also
wieder runter vom Hocker. Und da fand ich mich plötzlich in der Position
wieder, in der ich niemals gebären wollte: Auf dem Rücken liegend. Doch es ging
nicht mehr anders. Ich hatte keine Kraft zum Stehen, Knien, Hocken…Mein Körper
lieferte einen 1A-Drogencocktail der mich ganz beduselte. Zwischen den Wehen
nickte ich immer wieder ein. Zwischendurch sagte ich zu meinem Mann: „Komm, wir
fahren jetzt heim.“. „Ja, aber erst bekommen wir eben das Baby.“, antwortete
er.

 Keine Zeit zu verschnaufen

Der Herzensmann saß hinter mir. Die zweite Hebamme war mittlerweile eingetroffen
und lächelte mir zu, als ich kurz die Augen öffnete um zu sehen, wer da das
Zimmer betrat. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich die Augen fast die ganze Zeit
über geschlossen gehalten hatte. Es half mir, mich auf die Wehen zu
konzentrieren, und auf das, was da mit mir geschah. Ich wurde Mutter. Die ganze
Zeit über hatte ich einfach nur wie eine Maschine gearbeitet. Und jetzt wurde
mir schlagartig klar, was da gerade vor sich ging. Und genau in dem Moment
platze die Fruchtblase. Ich war so verdattert, dass ich ernsthaft fragte: „Was
war das?“. Heute muss ich darüber echt lachen.
Und dann ging es rund. Eine Wehe nach der anderen. Ich hatte kaum Zeit zum Verschnaufen.
Ich schrie was das Zeug hielt und bis mir der Hals wehtat. Ich konnte nicht
mehr. Ich war am Ende meiner Kräfte. Ich hatte immer gedacht, ich würde durch
die Geburt marschieren. Das Gegenteil war der Fall. Ich konnte einfach nicht
mehr. Dabei war ich doch auf der Zielgeraden. Und alle Mütter die ich kannte
hatten immer wieder erzählt, dass es nicht mehr lange dauern würde, wenn man
merkte das man am Ende war. Noch eine Wehe, ich presste und presste. Dass sich
beide Hebammen unsicher ansahen, bekam ich zum Glück nicht mit. Das erzählte
mir mein Mann hinterher. Der Minimann steckte fest. Sie nahmen meine Beine und
fuhren mit mir im Liegen Fahrrad. Ich stellte das alles gar nicht mehr in
Frage. Die nächste Wehe, und noch eine….
Die Welt blieb stehen. Nur für uns. Es war vorüber. Und da lag er. Ein blitzeblaues
kleines Bündel. „Nimm ihn dir“, sagte die Hebamme. „Das ist deiner“. Ich weinte
und schaute meinen Mann mit einem „Silberblick“ an, wie er später sagte. Ich
hatte es geschafft. WIR hatten es geschafft. Ganz ohne Medikamente oder anderen
Kram. Ganz natürlich. Wir waren und sind so stolz.
Ich wurde versorgt und Little E wurde mir direkt auf den Bauch gelegt. Er robbte
direkt höher und begann zu Trinken. Ganz zerknautscht war er. Kein Wunder, bei
4640 Gramm! Jetzt erst bemerkte ich, dass Draußen ein wunderbar sonniger Tag
war. Es war schon Mittag. Nachdem sichergestellt wurde, dass es uns allen gut
geht, durften wir am Nachmittag zusammen mit dem kleinen funkelniegelnagelneuen
Erdenbürger heim fahren.
Wenn ich heute an die Geburt denke, kommt mir das alles ganz weit weg vor. Wie in
einem Rausch ziehen die Bilder an mir vorbei. Während der Wehen dachte ich, die
Zeit geht nie vorüber, und dann ging es doch so schnell.
Mein Fazit: Im Geburtshaus zu entbinden war die beste Entscheidung die ich treffen
konnte. In keiner Klinik hat man so viel Privatsphäre und eine 1 zu 1-
Betreuung während der gesamten Geburt. Bei keinem Arzt und in keiner Klinik kam
man mir jemals mit so viel Respekt und Verständnis entgegen wie hier. Ich danke
meinem Mann für so viel Kraft und Geduld. Ohne ihn hätte ich es niemals
geschafft. Ich danke den Hebammen für so viel Feingefühl und die liebevolle
Begleitung. Ohne sie, hätte ich niemals das Vertrauen in mich gehabt, es auf
diesem Wege zu schaffen. Ich danke meinem wunderbaren Körper für diesen tollen
eigenen Drogencocktail und seine Stärke. Und ich danke meinem Sohn, dass ich
seine Mama sein darf.

 

Eure Valentina
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Valentina ist 30 Jahre alt und Mama eines Sohnes. Auf ihrem Wunderwert Blog findet man viele tolle Anregungen wie man seinen Alltag und sein Zuhause noch wunderwertvoller gestalten kann. Schaut mal bei ihr vorbei: Klick
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Liebe Valentina,
vielen Dank dafür, dass du dein Geburtserlebnis mit uns geteilt hast.
Es freut mich, dass du so schöne Erfahrungen im Geburtshaus gemacht hast.

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